Ich habe die von dem ehemaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse (SPD) angestoßene Debatte über die „Linke Identitätspolitik verfolgt. Gut vor einem Monat hat er der FAZ dazu ein ausführliches Interview gegeben was einen Shitstorm, wie auch jede Menge Zustimmung zu seinen Aussagen, ausgelöst hat. Ich gehöre zu denen die seine Aussagen voll unterstützen.
Wolfgang Thierse sieht sich durch viele zustimmende Reaktionen in seiner Kritik an einer wachsenden Aggressivität in Debatten über ethnische Identitäten und geschlechtliche Orientierungen bestätigt. Die Kritik der SPD-Spitze sei „unangemessen“.
https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/wolfgang-thierse-ueberwaeltigende-zustimmung-fuer-kritik-17230918.html
Zu den härtesten Kritikern gehörte der von mir geschätzte Tagesspiegel, der jetzt, obwohl er es nicht glaubte, ein Interview erhielt das am Samstag (3.4.21) veröffentlicht wurde.
Die Interviewer Sidney Gennies und Julia Prosinger fragten hart nach. Meiner Meinung nach konnten sie, in dem fairen Gespräch, die Notwendigkeit der von Thierse geforderten Debatte im Detail, nur wenig entgegensetzen.
Letzter Absatz Zitat:
Tagesspiegel:
Wer sich für gerechte Sprache einsetzt, kann sich gleichzeitig für andere Diskriminierungsfragen einsetzen. Um beim Beispiel Frauen zu bleiben; gegen den Gender Care oder Pay Gap…
Thierse:
Gewiss, aber die wirklichen Veränderungen sind halt wichtiger als die der Sprache. Der Glaube, dass der Erfolg ab der Sprachfront Gleichberechtigung befördert, wird schon dadurch widerlegt, dass es in anderen Sprachen das deutsche Problem der Geschlechterdifferenzierung so nicht gibt. Ach, ich halte diese Auseinandersetzung insgesamt für etwas forciert. Diejenigen, die weiter so reden, sollten nicht für reaktionär oder rassistisch gehalten werden. Ich wünsche mir, daß man dem „gemeinen Volk“ (im besten Sinne des Wortes und nicht bösartig gemeint, wie der Tagesspiegel es versuchte) ein bisschen Zeit gibt.